Künstlerin des Monats Juni 2021

Name: Laura Sommerhalter @heutefuermorgen

Alter: 28 Jahre

Beruf: Ich arbeite an meinem Heilungsprozess


Das bin ich in vier Wörtern:

Ich bin mutig und stark, zerbrechlich und zart.

Welche Rolle spielt das Kreativ-Sein in deinem Alltag? Greifst Du täglich zu Stift oder Pinsel?

Eine sehr große und vor allem heilsame. Für mich ist Kreativität Therapie! Und mittlerweile habe ich auch das Gefühl, dass meine Kreativität das auch für Andere sein darf. Das empfinde ich als riesengroßes Geschenk. Ich bin, bis auf seltene Ausnahmen, jeden Tag kreativ. Für mich ist das ein wichtiger Bestandteil, eine Stütze, ein Ruheort zum auftanken und/oder loswerden. Es ist bewusste Zeit, mit der ich mir etwas Gutes tue und meinen Begabungen Raum zum Wachsen gebe.  

Du reist auf eine einsame Insel und darfst nur einen Stift/Pinsel/Farbe mitnehmen - für was entscheidest Du Dich?

Ich würde mich für einen schwarzen Brushpen entscheiden. Entweder den Fudenosuke von Tombow oder den Pentel Sign Pen. Das sind meine beiden Liebsten.

Wo findest Du die meiste Inspiration?

Da ich meine kreativen Arbeiten mittlerweile immer mit kreativen Texten verbinde, die mir aus dem Herzen sprechen, die ehrlich sind, die Themen verarbeiten die ich erlebt habe oder gerade erlebe, die Andere ermutigen soll und Ihnen das Gefühl schenken soll gesehen und verstanden zu sein, die liebevoll oder auch schmerzhaft sind - und die die blanke Realität entkleiden, nehme ich sehr viel Inspiration aus persönlichen Gesprächen und Erlebnissen mit. Ich finde Inspiration in meinem eigenen Herz. Ich schreibe und gestalte nur Themen, die mich auch aktuell ansprechen und berühren, sodass ich auch von Herzen lettern, malen, schreiben, fotografieren etc. kann. 

Natürlich aber auch über Plattformen wie Instagram und Pinterest. Inspiriert wird man ständig, ob bewusst oder unterbewusst - das ist ja das Schöne daran. Wichtig ist dabei nur, es dann in seine individuelle und persönliche Ausdrucksweise zu transportieren.

Wie hast Du es geschafft Deinen ganz einzigartigen Stil zu finden?

Erst einmal Dankeschön von Herzen für das Kompliment, das in der Frage steckt! 

Ich glaube meinen eigenen Stil habe ich im „Loslassen“ gefunden. Im Loslassen davon, alles bedienen zu müssen, alles darstellen zu wollen und auf jeden fahrenden (Kreativ-) Zug aufspringen zu wollen. Übrigens auch im Loslassen davon, damals unbedingt und auf Biegen und Brechen einen eigenen Stil mit Wiedererkennungswert erschaffen und finden zu müssen. Ich habe mich frei davon gemacht und bin meiner Intuition und meinem Herzen gefolgt. Ich spreche jetzt meine Sprache. Und versuche nicht mehr, sie allen aufzuzwingen zu wollen. Denn mein Herz spricht eben nicht tausende Sprachen, sondern nur ein paar wenige. Und vor allem, Meine!

Rein optisch betrachtet, habe ich natürlich einen Stil der einfach und unkompliziert ist. Ich habe ein klares Farbschema, dem ich folge (im Übrigen nicht, weil ich es mir auferlegt habe oder als Richtlinie sehe, sondern einfach weil es mir total gefällt). Was aber natürlich auch eine Einheit schafft. Ich liebe das klare, zarte und gradlinig verspielte. Meine Flatlays sind sehr durchdacht und harmonisch bis ins kleinsten Detail abgestimmt, was wiederum denke ich, zu dem ruhigen und friedlichen beiträgt. Denn je feingewählter das Flatlay (Bildsprache), desto weniger „Störungen“ bei der visuellen Wahrnehmung. Außerdem glaube ich, dass der eigene Stil in jedem von uns steckt, wir nur aufmerksam genau hinschauen müssen. Ich empfinde es eher als einen weiteren Ausdruck von unserem Charakter. Als Potential, das bereits von Anfang an in uns hineingelegt wurde. 

Dein Tipp gegen ein „Krea-Tief“?

Schauen was das eigentliche Bedürfnis dahinter ist und sich erstmal liebevoll darum kümmern. 

Vielleicht wäre also die Frage nicht was tun „GEGEN“ ein Krea-Tief, sonder viel mehr „FÜR“ ein Krea-Tief, wenn man sich in einem befindet.

Da Kreativität etwas ist, das man nicht steuern, takten oder immerzu abrufen kann, sollte man diese Erwartungen auch nicht an sie stellen! Es ist also völlig okay, auch mal ein Krea-Tief zu haben. Das macht Kreativität doch auch so besonders! 

Hast du Vorbilder- wenn ja, welche?

Ich mag das Wort „Vorbilder“ ehrlich gesprochen nicht so sehr. Inspirierende Persönlichkeiten, sehr gerne. Ich möchte nicht jemandem möglichst ähnlich sein, oder einem Ideal nacheifern, sondern möchte viel lieber bei mir selbst ankommen dürfen. Wir alle sind unvergleichlich, das vergessen wir nur allzu oft. Die Funktion des „Vorbilds“ unterstützt dies, meiner Meinung nach, nur. 

Kreativität und Social Media- welche Gedanken hast du dazu?

Ich persönlich empfinde das als sehr wertVOLL und total bereichernd. Ein Ort an dem man seine gemeinsame Leidenschaft teilen darf und das in den buntesten Farben, so bunt und einzigartig wie wir Menschen sind.  

Was ich nicht mag ist der Konkurrenzkampf der in einigen Konstellationen und Bereichen herrscht. Entscheide mich dann aber immer wieder neu, bewusst dagegen. (Meine Devise: Der Kuchen ist groß genug für jeden. Mit- und Füreinander statt Gegeneinander) Man hört immer viel, dass sich beschwert wird, wie unauthentisch vieles ist, oder dass man dies oder jenes nicht mag. Ich denke, man kann sich ganz bewusst dazu entscheiden, mit was man sich füllen möchte und ich allein trage auch die Verantwortung dafür. Wer sich darüber „beschwert“ sollte also, an seinem Umfeld in dem man sich bewegt, etwas ändern. Und diese Möglichkeit ist auf Instagram ja mehr als einfach. Es ist ein Arbeitsort, Kreativ-Treff, Erholungsort, ein Austauschort, Poesiealbum, Freizeitbeschäftigung, Begegnungsort, Freundeskreis und vieles mehr, das ich mir selbst wählen und zusammenstellen darf! Das ist doch total genial!

„Umgebe dich mit Menschen, die dich wachsen sehen wollen.“

Hast du weitere kreative Ziele und Träume, auf die Du dich schon freust?

Da es so gut passt, würde ich an dieser Stelle gerne Passagen aus dem Text den ich für das Typefaces Magazin geschrieben habe, aufgreifen:

Ich bin vielleicht die etwas andere Selbständige. Das Außen steht gerade auf Pause. Nicht aber das Innere. 

Ich hatte keine gute Kindheit. Habe viel Verlust und emotionalen Missbrauch erlebt. Lange dachte ich es macht mir nichts aus, dann dachte ich es ist eine überdimensionale Schwäche. Heute denke ich, das meine Schwäche zu meiner größten Stärke werden darf. Die Bedeutung meines Namens „heute für morgen“ ist für mich so emotional bedeutend. Das ist es, worum es geht. Was mich schon auf unterschiedlichste Weise geprägt hat. Von Überlebensängsten, Hoffnung und Mut. Bedrohung und Antrieb. Von Bewusstsein zu, erst im Nachhinein erleben dürfen wie wichtig das „heute“ gestern war. 

Mein Herzenswunsch ist es mein morgen, heute zu säen, Stück für Stück. Und das versuche ich auch mit ehrlichen, ermutigenden & liebevollen Texten, die ich schreibe zu meinen kreativen Arbeiten. Wenn ich damit einen weiteren erreichen und berühren darf ist das für mich das größte Geschenk! Ich und du wir sind, mutig und stark, zerbrechlich und zart. 

Ich säe also gerade noch. Und wünsche mir in Zukunft die Pausetaste im Außen auf Play drücken zu dürfen. Privat und auch beruflich. Damit ich diese Frage z.b. im beruflichen Sinne beantworten kann, nicht weil ich dann das Gefühl habe dazuzugehören, sondern weil es dann an der Zeit ist, ich ernten darf. Ich gehöre jetzt schon dazu, nur eben anders. 

Vielen Dank für das tolle, tiefgehende Interview, liebe Laura